Publikationen

Carsten Gansel und Peter Braun (Hrsg.)

Dokumentarisches Erzählen – Erzählen mit Dokumenten in Literatur, Journalismus und Film

  • Berlin 01. März 2021
  • OKAPI Wissenschaft

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ISBN 9783947965083

Beschreibung

Die Beiträge des Bandes entwickeln einen Begriff des „dokumenta­ri­schen Erzählens“, der auf einem literarischen Umgang mit Do­ku­men­ten beruht. Dabei geraten ganz unterschiedliche Dokumente in den Blick: Tagebücher, historische Quellen, Protokolle, Interviews und andere journalistische Formen. Zugleich erstrecken sich die Bei­träge über das gesamte 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Sie unter­suchen verschiedene historische Phasen des dokumentarischen Erzählens, die jeweils andere Schwerpunkte setzen und mithin sein Potential jeweils anders ausschöpfen.
Die „Neue Sachlichkeit“ zeichnet sich durch eine neue Aufmerksamkeit für soziale Fragen aus und wertet die journalistischen Formen gegen den hohen Ton der bürgerlichen Literatur auf. Zugleich erschließt sie sich den Journalismus als Sujet und den Reporter als bewegliche literarische Figur. Eine andere Rolle spielen Dokumente in Texten der Nachkriegszeit, die das Grauen des Zweiten Weltkrieges, der Gefangenenlager oder Ghettos zu erfassen suchen. Die Dokumentar- und Protokollliteratur der 1960er und 1970er Jahre in der Bundesrepublik verfolgt wiederum das Ziel, „den Unterdrückten eine Stimme zu geben“ und verdrängte Aspekte der Geschichte zu thematisieren. In der DDR-Literatur geht es zu derselben Zeit vielmehr darum, Bereiche authentisch zu erschließen, die bis dahin am Rande der literarischen Darstellung gestanden sind. Die „neue Dokumentarliteratur“ seit den 1990er Jahren schließlich ist bestrebt, in einer digitalisierten Welt, vielfältigen Formen des Infotainments und einer zügellosen Praxis der Selbstdokumentation ein reflexives Wissen sowohl über Dokumente und das Dokumentarische als auch über das Erzählen zu gewinnen.