Matthias Senkel

Matthias Senkel

Die Begründung der Jury

Matthias Senkel erzählt eine sehr eigene Geschichte über Pioniere der Luft- und Raumfahrt im 19. und 20. Jahrhundert. Das Besondere des Romans liegt in seinem Bekenntnis zum Eigensinn der Erfinder. Frühe Vögel sind bei Matthias Senkel „schräge Vögel“. Scheinbar lässig und unbeirrbar setzen sich die Protagonisten gegen Widerstände durch. Soziale, politische, vor allem aber Geschlechterschranken werden von ihnen wahrgenommen – und unterlaufen.

Doch nicht allein der Erzählstoff hebt Matthias Senkels Debütroman heraus. Seine Technik der Vermischung von Dokumentarischem und Fiktionalem schafft einen staunenswerten eigenen Erzählton. Der Autor bietet dem Leser zudem die Möglichkeit, sich einen eigenen Pfad in dem Miniaturen-Geflecht der Familiengeschichten zu suchen. Verweise auf Zurückliegendes, Künftiges und Abseitiges können verfolgt, relativiert und/oder umgekehrt werden. Zuverlässig schimmert durch: Männer sind kühle Planer und Organisatoren, „die niemals fliegen“, Frauen sind Macherinnen, die Luftschiffbruch erleiden.

Mit großer, fast übermütiger Erzählfreude und Originalität umspannt Matthias Senkel ein Jahrhundert der Luftfahrt und krönt es mit einem Romanteil, in dem er die Todesarten aller im Roman erwähnten Figuren nachliefert. „Frühe Vögel“ ist ein Debüt, das literarisch kaum vergleichbar ist, weil es sich eine eigene Erzählwelt schafft. Ganz im Sinne von Uwe Johnson sucht die Geschichte sich ihre Form. Solches ist selten in einem ersten Roman und wird mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis 2013 ausgezeichnet.”

Zum Buch

Nahezu schwerelos erzählt »Frühe Vögel« von einer Erfinder-Dynastie und erfindet dabei das Erzählen auf beeindruckende Weise neu: Theodor Leudoldt will hoch hinaus, am liebsten ganz bis zu den Sternen. Ein ambitionier-tes Projekt in Zeiten des späten Kaiserreichs, doch Visionen kennen keine Grenzen. Seine Tochter Ursula steht ihm in nichts nach. Ihre geheimen Fliehkraftversuche lassen auf nichts anderes schließen: Ihr Ziel ist das All. Nach Kriegsende rückt die Erfüllung des Familientraums durch die Mitarbeit am US-Raumfahrtprogramm näher. Auch wenn Frauen für das Astronautentraining nicht zugelassen sind, das Schicksal der frühen Vögel erfüllt sich dennoch – Ursulas Tochter wird die erste Frau auf dem Mond.

Cover Buch Förderpreissieger

zum Autor

Matthias Senkel, geb. 1977 in Greiz, lebt und arbeitet in Leipzig. Senkel studierte ab 1998 am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und danach Interkulturelle Europa- und Amerikastudien (IKEAS) an der Martin-Luther-Universität Halle.
Er ist Preisträger des 17.Open Mike sowie Gewinner des Preises der taz-Publikumsjury. Er schreibt Lyrik und Prosa und veröffentlichte seine Texte bislang in Zeitschriften und Anthologien.