Uwe Johnson Tage 2005 – Uwe Johnson, 1968 und die Utopien
20. September
Kunstsammlung, 19.30 Uhr
Eröffnung der Uwe-Johnson-Tage 2005 durch den Chefredakteur des Nordkurier, Dr. André Uzulis, und den Vorsitzenden der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft, Prof. Dr. Carsten Gansel
„Märchen vom unfremden Leben“, Vortrag von Dr. Stefanie Golisch (Monza/Italien): „Ich suche ein unschuldiges Land. Notizen zu Uwe Johnson“
Uwe Johnson hat Zeit seines Lebens an der Vision festgehalten, es würde möglich gesellschaftliche Bedingungen zu schaffen, die dem einzelnen ein „unfremdes Leben“ ermöglichen. Er setzte seine Hoffnung auf eine Verfassung von Gesellschaft, die anders als die damals bestehenden in Ost und West war. Der Autor blieb unbeirrbar in seinem Wunsch nach Verhältnissen, in denen Persönlichkeitseigenschaften wie Zivilcourage, Mitmenschlichkeit, Eigenverantwortung nutzvoll einzubringen sind. Ausgehend von Johnson wird in der Diskussion zu fragen sein, wozu die gesellschaftlichen Utopien des 20. Jahrhunderts geführt haben, was von ihnen übrig geblieben ist und welche Visionen bzw. Entwürfe von Zukunft es in der Gegenwart angesichts von Globalisierung gibt.
Podiumsdiskussion: Dr. Klaus-Dieter Block, Ökonom und Publizist; Horst Conradt, Kulturarbeiter und Geschäftsführer des Kulturzentrums Alte Kachelofenfabrik Neustrelitz; Dr. Stefanie Golisch, Germanistin und Autorin; Michael Nötzel, Unternehmer und Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Stadtvertretung Neubrandenburg; Dr. André Uzulis, Chefredakteur des Nordkurier, Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel
21. September
Wiekhaus 21, NB-Radiotreff, 10 Uhr
Vom Romankapitel zum Hörspiel – Radioworkshop. Uwe Johnsons Romane orientieren sich am Ursprung der Epik, sein Erzählen erinnert an mündlich überlieferte Geschichten. Schüler gestalten Kapitel aus „Jahrestage“ und „Ingrid Babendererde“ von Uwe Johnson zu Hörspielszenen um.
21. September
Regionalbibliothek, 19.30 Uhr
„In seiner frühen Kindheit ein Garten“. Lesung und Gespräch mit Christoph Hein, Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel
In seinem neuen Roman erzählt Christoph Hein von einem Vater, dessen Sohn die Familie verrät, um sich in den Dienst der RAF zu stellen. Der Terrorist Oliver Zurek wird im mecklenburgischen Kleinen bei einem Schusswechsel mit Beamten des Grenzschutzes tödlich verletzt. Der Vater Richard Zurek, pensionierter Gymnasiallehrer, sucht Jahre später die Ungereimtheiten im Ermittlungsverfahren und skandalösen Vertuschungsmanöver aufzuhellen, vor allem will er Gerechtigkeit für seinen Sohn. Dabei gerät er in Konflikt mit dem Rechtsstaat und seinen eigenen bisher gelebten Werten.
Christoph Hein, geboren 1944 in Heinzendorf/Schlesien, aufgewachsen in Döbeln/Sachsen. Er arbeitete in verschiedenen Berufen und studierte Philosophie und Logik in Leipzig und Berlin. Christoph Hein war Dramaturg an der Volksbühne Berlin und ist seit 1979 freier Schriftsteller. Er hat zahlreiche Romane, Novellen, Erzählungen, Theaterstücke und Essays veröffentlicht und ist mit renommierten Literaturpreisen ausgezeichnet worden.
22. September
Kunstsammlung, 13 Uhr
„die richtigen Töne zur richtigen Zeit treffen“ – Kreatives Schreiben mit Kristof Magnusson.
Für Uwe Johnson galt die Unablösbarkeit der Form vom Inhalt als anzustrebende Qualität eines Textes. In einer Schreibwerkstatt mit Kristof Magnusson erproben Jugendliche spielerisch literarische Formen für ihre Inhalte.
Der Autor ist bekannt als Dramatiker mit „Kultstatus“, als Erzähler und Journalist. Im August erschien sein erster Roman „Zuhause“.
22. September
Kunstsammlung, 19.30 Uhr
„Zuhause“ – Lesung und Gespräch mit Kristof Magnusson, Moderation: Jens Priwitzer
Der Hamburger Lárus will harmonische Weihnachten in Reykjavík mit Freunden feiern. Doch gleichen diese Ferien einem bizarren Strudel, der Lárus in seine isländische Familiengeschichte führt.
Kristof Magnusson wurde 1976 in Hamburg geboren. Ausbildung zum Kirchenmusiker. Zivildienst in New York City in der Sozialarbeit mit Obdachlosen. Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und der Universität Reykjavík. Lebt als freier Autor und Übersetzer aus dem Isländischen in Langenthal/Schweiz.
23. September
Schauspielhaus, 19.30 Uhr
Verleihung: Dr. Paul Krüger, Oberbürgermeister der Stadt Neubrandenburg
Prof. Dr. Carsten Gansel, Vorsitzender der Literaturgesellschaft
Laudatio auf den Preisträger: Wolfgang Hörner, Eichborn-Verlag Frankfurt a.M./Berlin
Lesung und Gespräch mit Arno Orzessek, Moderation: Dr. Gundula Engelhard
„Virtuos verknüpft der Autor verschiedene Erzählebenen und macht spannungsvoll anschaulich, wie die so genannte ‚große Geschichte’ in das Leben des Einzelnen eingreift. Überzeugend gelingt es dem Autor ein Bild von den Widersprüchen deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert zu entwerfen. Dabei umfasst die Handlung mehr als sechzig Jahre und reicht von der Zeit des Dritten Reiches bis in die 1990er Jahre“, heißt es in der Jury-Begründung.
Arno Orzessek, geboren 1966 in Osnabrück, studierte in Köln Literaturwissenschaften, Philosophie und Kunstgeschichte. Er lebt in Berlin und arbeitet als freiberuflicher Journalist vor allem für die Süddeutsche Zeitung und DeutschlandRadio.
Quelle: https://humanistisch.de/x/johnson-preis/inhalte/uwe-johnson-tage-2005-uwe-johnson-1968-und-die-utopien