Uwe Johnson Tage 2007 – Geschichte(n)-Erzählen und Erinnerungsgemeinschaften
Montag, 24. September
Kunstsammlung, 19.30 Uhr
Eröffnung durch Peter Dittmar, Leiter der Personalabteilung des Nordkurier
„Siehdichum“. Lesung und Gespräch mit Anne Dorn
Siehdichum – für Martha Lenders ist das ein Lebensmotto. Was bleibt nach 75 Jahren intensiven Lebens als Frau und Mutter? Siehdichum – heißt aber auch das Dorf in den Weiten der polnischen Wälder, wo Johannes, der geliebte jüngere Bruder von Martha, im Januar 1945 als letztes Aufgebot des Reichsarbeitsdienstes im Ansturm der sowjetischen Armee verschwunden ist. Martha Lenders macht sich aus dem Rheinland noch einmal auf Spurensuche ins heutige Polen.
Anne Dorn, geboren 1925 in Wachau bei Dresden, lebt seit 1969 als freie Schriftstellerin in Köln. Erschienen sind u.a. die Romane hüben und drüben. (1991) und Geschichten aus tausendundzwei Jahren (1992), die Novelle Damals als die Sonne schien (1996) sowie zahlreiche Gedichte und Erzählungen. Anne Dorn veröffentlichte Hörspiele, Hörfunkfeatures, Multimediaprojekte und Spielfilme für das Fernsehen in eigener Regie.
Dienstag, 25. September
Kunstsammlung, 19.30 Uhr
„Nirgendwo ist der Himmel so offen“. Lesung und Gespräch mit Ditte Clemens. Moderation: Dr. Gundula Engelhard
Zwei Themen bringt Uwe Johnson immer wieder zur Sprache: die mecklenburgische Herkunft und Ernst Barlach. Die Güstrower Autorin Ditte Clemens liest aus ihrem literarischen Reiseführer durch Mecklenburg-Vorpommern „Nirgendwo ist der Himmel so offen“ und aus „Marga Böhmer – Barlachs Lebensgefährtin“. Marga Böhmer lebte entscheidende Jahre an der Seite des Güstrower Meisters, war Frau, Freundin, Gehilfin, ging mit ihm gemeinsam durch die Verfemungen und trug nach seinem Tode mit für die Erhaltung des künstlerischen Gesamtwerkes Barlachs bei. Eine spannende Lebens- und Liebesgeschichte zweier Künstler und ein Zeitbild mecklenburgischer und deutscher Kulturgeschichte.
Ditte Clemens, 1952 auf der Insel Rügen geboren, studierte von 1970-1974 Mathematik und Physik an der Pädagogischen Hochschule in Güstrow. 1978 Promotion zum Dr. paed., anschließend 16 Jahre Lehrtätigkeit im Fach Mathematik. Seit 1993 freischaffend als Schriftstellerin und Journalistin tätig.
Mittwoch, 26. September
Kunstsammlung, 19.30 Uhr
die Grenze: die Entfernung: der Unterschied
Das neue Uwe-Johnson-Projekt von Dietmar Mues und sonorfeo ist ein Live-Hörspiel nach dem Roman „Das dritte Buch über Achim“ von Uwe Johnson, für eine Stimme und drei Live-Musiker. Scheinbar handelt es sich um eine Reise in die Vergangenheit. Obwohl Uwe Johnsons Geschichte kurz vor dem Mauerbau spielt, ist es aber auch eine Reise in die Gegenwart. Denn die Grenze zwischen den beiden Staaten, bei der Wiedervereinigung schnell entfernt, wirkt weiter. Die Bearbeitung des Romans versucht Grenzen, Entfernungen und Unterschiede (wieder) spürbar zu machen. Das Zusammentreffen von Dietmar Mues und dem Musiker Dieter Glawischnig mit sonorfeo ist ein besonderer Glücksfall.
Das Ensemble sonorfeo war bereits 2004 mit einem Projekt zu Johnsons Texten zu erleben.
Donnerstag, 27. September
Regionalbibliothek, 19.30 Uhr
Gelesen – Bücher im Gespräch. Die Podiumsdiskussion ist eine gemeinsame Veranstaltung des Fördervereins der Regionalbibliothek und der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft. Moderation: Jürgen de Buhr, Vorsitzender des Fördervereins Regionalbibliothek e.V.
Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt ins Gespräch zu bringen, ist Anliegen der Reihe „Gelesen“. Für eine differenzierende Diskussion empfehlen der Jurist Jürgen de Buhr „Am Strand“ von Ian McEwan und „Kalteis“ von Andrea Maria Schenkel, die Germanistin Dr. Gundula Engelhard rät zu „Aus dem Sinn“ von Emma Braslavsky und der Literaturkritiker Dr. Wolfgang Mahlow „Die Mittagsfrau“ von Julia Franck.
Freitag, 28. September
Schauspielhaus, 19.30 Uhr
Verleihung: Dr. Paul Krüger, Oberbürgermeister der Stadt Neubrandenburg/Prof. Carsten Gansel, Vorsitzender der Literaturgesellschaft. Laudatio: Dr. Maike Albath, Literaturkritikerin (Deutschlandfunk, Frankfurter Rundschau, Neue Zürcher Zeitung).
Lesung und Gespräch mit Emma Braslavsky. Moderation: Michael Hametner, Mitteldeutscher Rundfunk (Figaro), Halle
Für ihren Debütroman „Aus dem Sinn“ erhält Emma Braslavsky den zum zweiten Mal vergebenen Uwe-Johnson-Förderpreis der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft. In der Jury-Begründung heißt es: „Mit ihrer vielschichtigen Annäherung an das Schicksal der Sudetendeutschen wagt sich die der Enkel-Generation angehörende Autorin auf ein bislang weitgehend gemiedenes literarisches Feld. Emma Braslavsky verfolgt, welche ‚Profiltiefe der Prägung’ (Uwe Johnson) politische und gesellschaftliche Zwänge beim Einzelnen hinterlassen. Die Autorin zeichnet Komisches und Tragisches mit großartiger Sprachkraft.“