Uwe Johnson Tage 2016 – Uwe Johnson und der Journalismus
Montag, 19. September
Uwe Johnson Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow, 19.00 Uhr
„Wie wir leben wollen“. Moderation: Dr. Tilmann Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek
Lesung und Gespräch mit der Uwe Johnson-Förderpreisträgerin von 2015, Mirna Funk, dem Schriftsteller und Herausgeber Matthias Jügler sowie zwei der vielversprechendsten deutschen Talente: Lara Hampe und der von der Kritik für sein Debüt gefeierte Senthuran Varatharajah.
Junge Stimmen der Gegenwartsliteratur greifen aktuell-brisant ein Thema auf, das auch für Johnson ein ganz zentrales ist: was bedeuten Heimat, Fremde und Identität. Sie blicken auf die eigenen Wurzeln und die ihrer Eltern. Sie ergründen die Ängste der aus ihren Ländern Geflüchteten und die der sorgenvollen Bürger. Sie klagen an und versuchen zu verstehen, sind wütend und mitfühlend, sind ratlos und fordern zum Umdenken auf.
Dienstag, 20. September
Regionalbibliothek Neubrandenburg, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg, 19.30 Uhr
Eröffnung durch Prof. Carsten Gansel, Vorsitzender der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft und Dr. Tilmann Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow
Feridun Zaimoglu liest aus seinem neuen Roman „Siebentürmeviertel“ – vorgestellt und befragt vom Literaturkritiker Michael Hametner
Feridun Zaimoglu, Jahrgang 1964, ist ein türkisch-stämmiger deutscher Schriftsteller. Mit seinem literarischen Debüt „Kanak Sprak“ (1995) hat sich Zaimoglu als Sprecher der Kinder von türkischen Gastarbeitern einen Namen gemacht. In den späteren Romanen „Liebesbrand“ (2008) und „Hinterland“(2009) ist Zaimoglu auf überzeugende Weise der romantischen deutschen Literaturtradition gefolgt. In seinem im Vorjahr erschienenen Roman „Siebentürmeviertel“ lässt er sowohl einen harten wie einen romantischen Erzählton erkennen.
Zaimoglu erzählt von Deutschen, die in der dunklen Zeit des Dritten Reichs als Flüchtlinge auf die Hilfe anderer Länder angewiesen waren. Welchen Weg der deutsche Junge namens Wolf in der Gastfamilie von Abdullah Bey im Siebentürmeviertel von Istanbul nimmt, macht den Roman spannend und bewegend.
Mittwoch, 21. September
Uwe Johnson Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow, 19.00 Uhr
„Durchbruch bei Stalingrad“ – eine der ungewöhnlichsten Publikationsgeschichten und ein doppelter Bestseller
Lesung und Diskussion von und mit Prof. Dr. Carsten Gansel
Heinrich Gerlach, Offizier in der Schlacht um Stalingrad, verarbeitete seine Erlebnisse in der Kriegsgefangenschaft in einem Roman – das Manuskript jedoch wurde beschlagnahmt. Das Buch erschien dennoch – aufsehenerregend erinnerte Gerlach nach der Heimkehr die Geschichte, indem er sich unter Hypnose versetzen ließ. 2012 entdeckte Carsten Gansel nach langer Recherche das stark von der 1957er Ausgabe abweichende Ur-Manuskript in russischen Archiven. Die Edition dieses einzigartigen Dokuments dauerte weitere vier Jahre. Die originalgetreue Auflage des Romans wurde 2016 erneut zum Bestseller und auch international beachtet.
Donnerstag, 22. September
Regionalbibliothek Neubrandenburg, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg, 19.30 Uhr
Der Weltbestseller „Kleiner Mann – was nun?“ in der Urfassung. Vortrag von Prof. Dr. Carsten Gansel
Die eben erschienene Neuausgabe von Hans Falladas berühmtestem Roman „Kleiner Mann – was nun?“ (1932) präsentiert erstmals die Urfassung und zeigt, dass der Autor bei der Niederschrift Probleme klarer sah und nuancierter abwog, als man es Anfang der dreißiger Jahre zu drucken wagte. Umfangreiche Archivrecherchen ergaben, wie erheblich die Abweichungen von Falladas Original zur bislang bekannten Ausgabe sind. Im Nachwort geht Carsten Gansel vor allem auf die in der Erstveröffentlichung fehlenden 100 Seiten ein.
Donnerstag, 22. September
Uwe Johnson Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow, 19.00 Uhr
„… welche Art von Genauigkeit ich meine“ – Journalismus in Uwe Johnsons Romanen.
Lesung aus „Das dritte Buch über Achim“ mit den jungen Schauspielern Sascha Weißing und Kay Liemann. Moderation: Dr. Gundula Engelhard, Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V.
Uwe Johnson hat mehrfach Journalisten als Personal gewählt. Vom Dritten Buch über Achim über Karsch, und andere Prosa, Zwei Ansichten bis zu Jahrestage erzählt der Autor von der Suche seiner Reporter- und Fotografen-Figuren nach Genauigkeit, von Entdeckungen und Grenzen journalistischen Schreibens. Im zweitveröffentlichten Roman von 1961 müht sich der westdeutsche Journalist Karsch um eine biografische Näherung an den ostdeutschen Radrennfahrer Achim. Die „Beschreibung einer Beschreibung“, wie Johnson das Buch gern betitelt hätte, lässt Karsch scheitern
Freitag, 23. September
Regionalmuseum Neubrandenburg im Franziskanerkloster, 17033 Neubrandenburg, 19.30 Uhr
Verleihung des Uwe-Johnson-Preises an Jan Koneffke für seinen Roman „Ein Sonntagskind“
Verleihung des Preises durch Markus Frank, Gentz und Partner, Carsten Gansel, Mecklenburgische Literaturgesellschaft und Marcel Auermann, Nordkurier Mediengruppe
„Jan Koneffke entwirft in seinem Roman Ein Sonntagskind ein deutsches Panorama, das vom Zweiten Weltkrieg über das Jahr 1989 bis in die Gegenwart führt. Wie bei Uwe Johnson wird offenkundig, auf welche Weise der Einzelne im 20. Jahrhundert in die gesellschaftlichen Zeitläufte hineingezogen wurde und es zu Brüchen in der Biographie gekommen ist. Dennoch wird die kathartische Entdeckung von Schuld und Verstrickung nicht zur Projektionsfläche für moralische Aburteilung durch die Nachgeborenen, sondern zum Ausgangspunkt für (selbst)kritische Fragen nach dem Vergangenen, Gegenwärtigen und Zukünftigen.“ (aus der Jurybegründung)
Jan Koneffke, geboren 1960 in Darmstadt, studierte und arbeitete ab 1981 in Berlin. Nach seinem Villa-Massimo-Stipendium 1995 lebte er für weitere sieben Jahre in Rom und pendelt heute zwischen Wien, Bukarest und dem Karpatenort Măneciu. Jan Koneffke schreibt Romane, Lyrik, Kinderbücher, Essays und übersetzt aus dem Italienischen und Rumänischen.
Dienstag, 27. September
Musisches Gymnasium, Lessingstraße 1, 17033 Neubrandenburg, 19.30 Uhr
Turmalin-Theater: „KafkA oder Das Zögern vor der Geburt“
Stationen einer dramatischen Biographie ziehen am Zuschauer vorüber: Cornelia Gutermann-Bauer, in der Rolle des Franz Kafka, zeigt Episoden eines Lebensdramas, das soweit nicht entfernt ist vom Üblichen.
Günter Bauers Bühnenstück mit Texten aus den Tagebüchern, den Briefen und dem erzählerischen Werk, zeigt das Leben des Schriftstellers Franz Kafka mit dessen ureigensten Mitteln, dem Kafkaesken. Den immer wiederkehrenden Motiven der Angst und der Macht, des Selbstzweifels, stehen Texte mit Witz und Ironie gegenüber, die mehr sind als nur Hoffnungsschimmer.
Donnerstag, 29. September
Nikolaikirche, Peenestraße 58, 17398 Anklam, 19.00 Uhr
„… keinerlei Rätselerfindungen beabsichtigt“ – Zu Uwe Johnsons Roman „Das dritte Buch über Achim“. Eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Neuen Kunstkreis e.V., der Hansestadt Anklam und der Stadtbibliothek.
Als Schriftsteller wolle er „Nachrichten über die Lage liefern“, bekannte Uwe Johnson. Jede Geschichte finde ihre eigene Form. Das dritte Buch über Achim beschreibe die „Umstände einer Biographie“ – deren Biograph angesichts der Lage resignieren muss. Mit Auszügen aus dem Roman und Auskünften Johnsons über seine Arbeit versucht Dr. Gundula Engelhard (Mecklenburgische Literaturgesellschaft) zum (Wieder)Lesen einzuladen.
Dienstag, 11. Oktober
Regionalbibliothek Neubrandenburg, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg, 19.30 Uhr
Franz Fühmann. Ein Fremdling in seiner Wahlheimat DDR. Vortrag von Dr. Matthias Braun, Berlin
Franz Fühmann – Dichter, Nacherzähler und Herausgeber, Lyriker und Kinderbuchautor und auch zeitweiliger Funktionär – war zeit seines Lebens ein Suchender, der seine mehrfachen Wandlungen in einzigartiger Weise literarisch aufgearbeitet hat. Der Vortrag geht vornehmlich Franz Fühmanns tragischem Ringen nach, den Widerspruch zwischen Doktrin und Dichtung zu überwinden, und beleuchtet seine Sicht auf Öffentlichkeit und Medienlandschaft in der DDR.